ein echt alter Kasten:

die Villa Wilsberg


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Baujahr: 1905
Beginn: Q4/1997
Dauer: unbegrenzt


Unser Haus: Eine hundertjährige Doppelhaushälfte (schon dieses Wort!).

Das Foto entstand unmittelbar nach dem Kauf im Herbst 1997, hinten vor der Garageneinfahrt erkennt man am Carbonfaser-MTB schon den Kindersitz.



Ausschlaggebend für unsere Kaufentscheidung war einzig der kleine Garten, denn genau einen solchen wollten wir - besonders für die Kinder - unbedingt haben, und es sollte einer sein der den Namen verdient, also etwas mehr bietet als die heute üblichen Reihenhaus-Begleitgrün-Randstreifen von Doppelgaragenbreite.

Ich selber hatte als Kind dreitausend mē Garten (1960 gabīs noch Land für Spottpreise) und die angrenzenden schier endlosen Wälder des Grafen von Spee durchspielt. Das konnte ich mir zwar im Jahr 1997 nun nicht einmal annähernd mehr leisten, aber mit dem Stückchen Land, was wir ergattern konnten müssen (können) wir zufrieden sein.

Hätten wir gewusst was an Arbeit, ärger und Sanierungskosten auf uns zu kommt... wir hätten umgehend die Abrissbirne bestellt - für Neid besteht jedenfalls kein Anlass. Man hätte ja vielleicht nur die hübsche Fassade stehen lassen können, aber selbst die hat einen dicken Riss von oben bis unten.

Zustand:
Fenster alle in Einfachverglasung (Rahmen schlecht), Ofenheizung, keinerlei Isolation, feuchte Kellerwände (bei jedem längerem Starkregen Wasser im Keller), vordere Hausecke um 7 cm tiefer (abgesackt), Wandschimmel großflächig an mehreren Stellen im Erd- und 1. Obergeschoss (verkleidet mit Dachlatten und Hartpappe). Ein "Innenausbau" mit Bädern aus den frühen Sechzigern (schon wieder aus Dachlatten und Hartpappe) - muss alles heraus), Sanitär- und Elektroinstallation sind völlig marode.

Beim Freilegen der Wände - der Vorbesitzer hatte ein Faible für kleingemusterte Tapeten in dunklen Brauntönen - kommen seltsame Dinge zum Vorschein. Neben abgelegter Kinderkleidung als Hinterfütterung von Fallrohren erscheinen Jahreszahlen und Sinnsprüche:
"Gott schütze unseren Vater und seine preiswerte Arbeit".

Dieser Vater - der Erbauer oder dessen Sohn - ist nun wohl schon lange tot; der Schwiegersohn, der das Haus mit einer Tochter zuletzt bewohnte, hat nichts mehr gemacht wegen einer anatomischen Eigentümlichkeit, die mir einer der Nachbarn wortlos demonstriert, indem er die Hände ausstreckt und dann die Rechte langsam auf den Rücken dreht, bis beide Daumen in die gleiche Richtung zeigen.

Allerdings wäre der Kaufpreis allein für das Grundstück nur geringfügig niedriger. Die Ruine ist eigentlich eine kostenlose Dreingabe... und schließlich brauchen wir ja ein Dach über dem Kopf.

Der Lichtblick: dank der höchsten Qualität der 1905 verwendeten Dachpappe ist es wenigstens von oben trocken. Obwohl die Dachpfannen zur Hälfte schon zerbröselt sind, ist der Dachstuhl unverfault und stabil. Also kaufen.

Die Luftaufnahme ist älteren Datums, so um 1970 herum gemacht, aus den niedlichen Tännchen bzw. Zedern im Garten sind inzwischen entweder Baumstümpfe (Stolperfallen) oder gigantische Bäume geworden. Wie das oft so zugeht mit den Jahren...



Zunächst - bevor wir überhaupt einziehen konnten - wurde ein ortsansässiger Architekt, Spezialist für Sanierung von Feuchteschäden beauftragt. Das war ein reichlich teurer Spaß, und obendrein entpuppte sich der Spezi als Flasche... Architekten, so glaubt man, setzen Pläne um, begrenzen Kosten und überwachen die Qualität der Arbeiten (hindern also die Handwerker am Pfuschen).

Leider ist uns in jeder Hinsicht genau das Gegenteil passiert!
Als wir dann schließlich die Notbremse zogen, war unser Budget - ein kleines Vermögen - verbraucht und das Meiste trotzdem noch unerledigt. Den Pfusch fanden wir bei den weiteren Arbeiten über die Jahre erst so nach und nach heraus.
Um die Planung der Technik - Heizungs-, Sanitär- und Elektro-Installation, Kaminsanierung (Edelstahl) und den Heizöltankbau - habe ich mich von Anfang an selbst gekümmert, worüber ich heute sehr glücklich bin - die sind halbwegs korrekt ausgeführt.

Hier einmal ein Blick aus der "Bibliothek" im 1. OG in Richtung Treppenhaus:



oder einer ins Elternschlafzimmer unterm Dach (im Vordergrund war ursprünglich noch ein Zimmer für die Oma untergebracht, die Dachschräge war hier zwar verputzt, aber wie damals üblich kein Bisschen isoliert):



daneben war - wieder aus Dachlatten und Hartpappe und Tapeten in dunklen Tönen- eine Toilette eingebaut, die in den Bildern schon der Entkernung anheim gefallen ist:



Sieben Jahre später ist nun gut und gerne noch einmal die Hälfte des Kaufpreises drin versickert, unsere umfangreiche Eigenleistung noch gar nicht mitgerechnet. Und es hat immer noch kein Ende... aber wenigstens haben wir im Sommer/Herbst 2004 das Dachgeschoss fertig ausgebaut, mit Spitzgiebelgaube hinten,



Isolation nach neuester Wärmeschutzverordnung, dampfdiffusionsoffener Unterspannbahn (dummerweise nach Dachdecker-Tradition genagelt - daher leider auch wasseroffen), neuer Tonziegeleindeckung (also ist das Dach doch wieder dicht, wenn auch nicht mehr die Unterspannbahn) und allem Drum und Dran, sogar Rauhfasertapete...

(dieselbe Zimmerecke! Jetzt neu eingedeckt, unterspannt, aufgedoppelt, wärmegedämmt, dampfgesperrt, gipskartoniert, gespachtelt und bald tapeziert und gestrichen)



Jetzt fehlt nur noch die Renovierung des Treppenhauses, die Treppe nebst Geländer, eine Haustür, die Teeküche im ersten Stock, neun Fenster (was so ein Haus doch für viele Fenster hat), alle Fußleisten, der Anbau (Schuppen) hinterīm Haus - komplett - die Außenisolation der Nordfassade, Maurer- und Putzerarbeiten im Keller, der Wintergarten und die Dachterasse sowie der Balkon am Dachgeschoss - und natürlich die Garage (zu deren Inhalt siehe auch die weiteren Projekte), das Gartenhaus, der Froschteich und die Saunagrotte mit der Quelle.

Zudem wird spätestens 2007 ein weiterer Ausbau im Spitzboden erforderlich - für ein zusätzliches Kinderzimmer.